Westernreiten ist: Das Pferd unter Berücksichtigung des natürlichen Gleichgewichtes und der physikalischen Gesetze so auszubilden, dass es durch die Erreichung der Balance die natürlichen Bewegungen und die damit verbundene Leichtigkeit für die Reiterhilfen erreicht und damit Pferd und Reiter zu einer harmonischen Einheit verschmelzen.
Was ist das generelle Verständnis der Kommunikation zwischen Pferd und Reiter? Die Westernreitweise ist eine Impulsreiterei. Das bedeutet, dass der Reiter mit feinen minimalen Hilfen auskommt. Er gibt dem Pferd ein Signal und das Pferd lernt auf dieses Signal hin zu reagieren. Das Pferd folgt der Aufforderung, bis der Reiter ein neues Signal gibt. Wenn es um Kommunikation geht, ist die Voraussetzung prinzipiell das Verstehen. Verstehen kann das Pferd nur Hilfen, die auf der Basis der Naturgesetze beruhen. Es werden die natürlichen Reflexe und die antrainierten Reaktionen des Pferdes unterscheiden.
Jeder Reaktion des Pferdes geht eine Aktion des Reiters voraus.
Dem Westernreiter stehen Gewichts-, Schenkel-, Zügel- und Stimmhilfen zur Verfügung. Die prozentuale Aufteilung beträgt im Idealfall: 80% Gewicht, 15% Schenkel und 5% Zügelhilfen.
Welche Bedeutung wird der Losgelassenheit und der Rückentätigkeit beigemessen? Die Losgelassenheit ist die Voraussetzung für jede pferdegerechte Ausbildung. Zur Losgelassenheit gehört nicht nur die körperliche Losgelassenheit, sondern genauso die mentale Losgelassenheit.
Losgelassenheit und Rückentätigkeit sind nicht voneinander zu trennen. Losgelassenheit ist einer der fundamentalen Punkte der Ausbildungsskala. Das Pferd ist in der Oberlinie haupt-sächlich mit Streckmuskulatur und in der Unterlinie mit Beugemuskulatur besetzt. Wenn das Reitergewicht auf den Pferderücken trifft, kommt es zu Spannungen in der oberen Streckmuskulatur, was zu einer Verkürzung der Oberlinie führt. Nur durch gezielte Gymnastizierung kann eine Entspannung der Oberlinie wiederhergestellt werden. Dies ist nur ein Beispiel in Bezug auf die Wichtigkeit des Punktes Losgelassenheit. Jede negative Spannung bedeutet Widerstand und Widerstand führt nie zu Harmonie zwischen Reiter und Pferd.
Welche Bedeutung haben Anlehnung (Nachgiebigkeit) und Schwung (Aktivieren der Hinterhand)? Wie wird der Zusammenhang gesehen? Unter der Nachgiebigkeit verstehen wir im Westernreiten das willige Nachgeben des Pferdes im Maul und dadurch im Genick, Hals und im Körper auf die Hilfen des Reiters. Das Pferd braucht eine aktiv in Richtung unter den Schwerpunkt tretende bzw. springende Hinterhand, die es ihm ermöglicht, auf kleinstem Raum zu wenden, aus dem Stand in hohem tempo vorzuschnellen sowie den Reiter in ruhigem Tempo auszubalancieren und zu tragen. Um das zu tun, muss es seinen Rücken loslassen. – Das hat eine hohe Bedeutung für die Findung des Gleichgewichtes.
Der losgelassene Rücken, der sich im Schwung darstellt ist die fühlende Energie aus der Hinterhand, die an die Reiterhand herangetragen wird, wobei die halben Paraden helfen, das Pferd in die Balance zu bringen. Schwung wird unterschiedlich ausgelegt. Für mich ist das beste Merkmal von Schwung eine weiche, fliessende und runde Bewegung, die am Federn der Gelenke des Pferdes sichtbar wird. Nur ein gut gymnastiziertes und ausgebildetes Pferd wird in der Lage sein, die geforderten Manöver oder Aufgaben des Westernsportes zu vollbringen.
Das Ziel der Ausbildung ist das Pferd im Gleichgewicht. Das bietet den Vorteil, dass das Pferd in alle Richtungen beweglich wird. Jede Art des Widerstandes bedeutet eine Disharmonie von Beuge- und Streckmuskulatur oder Bewegungseinschränkungen aufgrund von Gelenksblockaden, hin. Das Grundprinzip für Veränderungen in der Muskulatur heisst: erst mobilisieren, dann durch gezielte Übungen einen Ausgleich schaffen von Beuge- und Streckmuskulatur. Je geringer die Widerstände im Pferd, desto näher ist das Ziel der Versammlung und desto grösser die Leichtigkeit für jegliche Art von Bewegung mit dem Pferd.